Tag 10 (22.08.)

Raposca - Badacsony - Szigliget; Tagesleistung: 70 km


Bereits um vier Uhr morgens lassen sich Ruben und Christian von ihren Handys aus den Schlafsäcken scheuchen. Den Sonnengang über dem Balaton wollen sie beobachten. Es ist noch finster, die Sterne funkeln noch, das Unternehmen um eine Stunde verschoben. Zweites Wecken. Christian ist heilfroh, dass er noch lebt. Er hatte geträumt, er sei tot. Erst um 5.45 Uhr lunzt die Sonne um die Ecke, verdeckt von einem der dusseligen Vulkane. Frühaufstehermücken setzten dem müden Reiseleiter Bette zusätzlich zu. Ruben schießt einige sehr feine Fotos. Der Rest der Schläfer erwacht pflichtgemäß und findet den erschöpften Christian in eine Decke gehüllt und in einem Campingstuhl schlafend vor den Zelten.
Der Vulkan ruft und der wieder erwachte Reiseleiter Bette cruist uns zu dem heutigen Ausflugsziel, der Burg. Wir besteigen den steilen Berg zur Burg, die von den Türken nie eingenommen werden konnte. Christian ist genervt von dem Geklettere. David erklärt ihm die Vorzüge einer solch exponierten Lage einer Burg im Zusammenspiel mit einer schlauen Fortifikation und perfiden Verteidigungsmethoden. Kein noch so motivierter anrennender Feind möchte beim Heraufrennen und dem Sturm auf eine Burg mit Fäkalien, verwesenden Tierleichen, Steinen und brennendem Pech und allerlei Geschossen begrüßt werden. Das demotiviert. Das scheint zum logischen Zentrum des Kommunikations-Technikers vorzudringen. Er beginnt zu strahlen. Schön! Geschichte kann doch so schön sein. Man erklärt den Alterspräsidenten und Bord-Biografen kurzerhand auch noch zum Bulli-Belagerungs- und Verteidigungsminister. An der Burgzisterne machen sich drei ungarische Archäologen zu schaffen, die eher wie Maurerschergen wirken. Hier wird das historische Ambiente rekonstruiert oder es soll für den Besucher zumindest so aussehen. Im Radio auf einem Trümmerbrocken läuft der WDR4-Partnersender Ungarns. Allerlei Touris glotzen blöd in das Zisternenloch. Die Burg beherbergt lustig in einem Phantasiedeutsch verfasste Erklärungsschilder. Beim Abstieg vermissen wir den Finanzminister, auf den wir am Burgeingang warten. Der jedoch lässt uns zwei Meter Luftlinie weiter mittels einer SMS (Ungarn > Deutschland > Ungarn) wissen, dass er bereits beim Bulli angekommen ist.

RL Bette fährt uns hernach nach Basdacony. Heute ist Danger-Day! Den Touri verseuchten Schleichpfad lassen wir zugunsten der Cliffhanger-Vertikal-Strecke links liegen. Nach einer gefährlichen und anstrengenden Kletterpartie auf allen Vieren ist Christian am Ende, zusätzlich durch eine sich anbahnende Erkältung geschwächt. Sein zitternder Griff zur Wasserflasche wird zur Qual. Wir machen uns Sorgen um den bleichen und zitternden Reiseleiter. Ab hier geht es auch nur flach weiter. Nach kurzer Verschnaufpause kann er die (Tor)Tour fortsetzen. Ab nun auf zwei Beinen, eines homo sapiens würdig. Die Adventure-Todesberg-Passage liegt hinter uns. Wir wandern zielstrebig in Richtung Aussichtspunkt durch dichten Mischwald. Urplötzlich fängt es an zu schütten wie im Regenwald. Wir werden nass bis auf die Knochen. Die T-Shirtse kann man regelmäßig auswringen. Die Reiseleiter bangen um die elektronische Ausrüstung in den Rucksäcken. Die Wege verwandeln sich im Nu zu reißenden Flussbetten, die braunen Schlamm talwärts spülen. In einer Schutzhütte beim Aussichtspunkt quetschen wir uns kurz ins Trockene zur herzlich lachenden Deutschen, die trockenen Fußes hierher gefunden haben. Patrick und David wringen zur Erbauung der Schutzhütte ihre T-Shirtse aus. Wir wollen weiter, denn nass sind wir sowieso und kalt darf uns nicht werden. Das wäre fatal. Wir bekommen den Aussichtspunkt zu sehen. Allerdings ist die Sicht durch den starken Regen nur unweit. Beim Abstieg des Treppenmarathons stößt Christian grobe und unheilige Verwünschungen in Gebindemengen aus. Äußerst glatt und nicht ungefährlich ist der Abstieg auf den Steintreppen. Beim Bulli gibt es ein Quintett-Striptease. Neue Klamotten werden übergestreift, falls vorhanden. Selbst die Unterbutzen kann man auswringen. Trotz dunklem Himmel und Kapuzenpullis bleiben die Blues-Brothers-Brillen auf den Nasen. Die Rückfahrt ist leicht Gangsta angehaucht, vorbei an halbtrockenen Wanderleuten, die uns von eben noch als klitschnasse Gestalten erkennen und freudig winken.

Wieder auf dem Zeltplatz angekommen, legen wir uns trocken. Wir verpflegen uns mit Pommes und Pizza am Kiosk. Für die einen ein wahrer Hochgenuss, für andere ein anschließendes Sodbrennen vom Allerfeinsten. Christian wird unter einer hohen Dosis von Vitamin-C-Drogen und ACC-Böllern in die Bubukiste gescheucht, nachdem er wie der Tod auf Urlaub in einem Campingstuhl rumhing und sich in trockenen Klamotten herumquälte.
Thomas und Ruben fahren Fleisch kaufen. Patrick und David schützen das Kemp vor neuem Regenfall und lenzen dabei diverse Pivovice im regensicheren Vorzelt. Anschließend setzt Bord-Playgirl-Fotograf Zahlten Patrick und David am Strand des Balatons äußerst ästhetisch in Szene. Es gibt tolle Nackfotos und eine superbe FKK-Kump-Entweihung. Ein voller Erfolg, hinterher gibt’s nämlich keine nassen und kalten Badebutzen. Freiluftgeschwengel und Nudistengeeumel pur! Die knackigsten Hintern, die dieses ADAC-Kemp je gesehen hat. Das Wasser ist ziemlich kühl am Abend und die primären Geschlechtsmerkmale können problemlos hinter den (Hand)Feigenblättern verborgen werden. Schließlich ist das ein Familienparadies mit Kindern. Top-Fotos und der Leviathan taucht auch nicht auf.
Beschlossen wird der nun regenfreie Abend am befeuerten Grill mit gebratenem Fleisch und herrlichem Winovicen.
...Wir träumen von Todesbergen, die wir trockenen Fußes überstehen und hin und wieder einer Banany-Verpflegungsstation, ordentlicher und heimischer Pizza und toller Auflage für die Sonderausgabe des Balaton-Playgirls mit schönen Bildern der beiden Modells des Bulli-Tour-Teams ...