Tag 11 (23.08.)

Szigliget - Szentbekkalla - Sopronkohida - Rust - Salzburg - Lennestadt; Tagesleistung: vom Balaton bis nach Hause


Das Steinmeer von „Häggis II“ ist für Ruben zuerst eine Enttäuschung. Wir schlendern und steigen gemütlich über das Felsmeer und pflücken noch als Mitgebringsel echte ungarische Puszta-Puschels.
An der österreichisch-ungarischen Grenze machen wir halt und besichtigen den Ort, an dem 1989 der „Eiserne Vorhang“ gefallen ist, als beim sogenannten „Paneuropäischen Frühstück“ zahlreiche Ostdeutsche mit mitgebrachtem Werkzeug im Zuge einer friedlichen Veranstaltung sich in die Freiheit schlugen. Ab diesem Zeitpunkt galt die Mauer als gefallen, die vier Jahrzehnte die Welt geteilt hatte. Wir gehen die Gedenkstätte ab, arbeiten die Schautafeln mit Bildern ab und amüsieren uns über die Soldaten an der immer noch existenten Grenze. Ruben will einfach nicht einsehen, dass wir immer noch in Ungarn sind, obwohl einige Meter weiter bereits österreichischer Boden ist.
Über Umwege fahren wir weiter. Ruben will nach Rust an den Neusiedler See. Der verfügt über ein riesen Sumpfland. Wir kommen nicht weit, denn wir wollen noch ein letztes Mahl einnehmen, bevor wir nach Hause fahren, in einer Non-Stop-Marathon-Tour. Aber um auf einen Parkplatz zu kommen, der am See liegt, müssen wir teure Eurotatas blechen. Und am See sind wir dann auch noch nicht. Dafür müssen weitere Eurotata hinhalten. Das alles lehnen wir ab und bauen unseren Campingkocher auf dem Parkplatzgelände der Ruster Passionsspiele auf und essen übel mundende Knackwürste mit geschmackloser Senfpannade kaschiert. Ekelhaft, aber der Hunger ist vertrieben, wovon auch immer. Ruben hat sich zumindest den letzten Vanille-Pudding gesichert und löffelt den so selbstverständlich aus, als habe er zum Wohle der Anderen mehr als nur die zwei obligatorischen Ekelprengel verspeist und sich den tollen Nachtisch heldenhaft verdient. Dabei hatte er nur eines der tollen Würste runter gekriegt.

Ruben ist am Begriff der Passionsspiele interessiert. Die Tortur Christi Passion zu nennen, kommt ihm fremd und fehl am Platze vor. Passion ist doch was Schönes und mache Spaß. Man hat doch so seine Passion. Oder nicht?
Der Alterspräsident verweist ihn auf die Wortbedeutung, Passion eventuell mit Leidenschaft zu übersetzen und sich dieses Wort genauer anzusehen. Das klingt irgendwie einleuchtend, aber trotzdem nicht schlüssig. Aber Ruben ist erst einmal ruhig gestellt.

Nach den komischen Würsten brausen wir in der Dämmerung durchs Ösi-Land, wo Plus Zielpunkt heißt und Hähnchen Hendl und Kneipe Stüberl. Hier wollen wir nicht sterben. Patrick fährt uns in Richtung Salzburg am ‚Eisernen Tor’ vorbei, das niemand mitbekommt. Am späten Abend Fahrerwechsel. Der Alterspräsident katapultiert den Bulli nahe Mitternacht über die Grenze nach Deutschland. Als sich gegen drei Uhr nachts die Nullen der Geschwindigkeitsbegrenzungen chronisch in Xe verwandeln, stemmt David kurz vor Beginn fataler Sekundenschlafphasen den Bulli auf einen Rastplatz. Der einigermaßen ausgeruhte und mit Stunden voll Schlaf gestärkte Ruben steuert die Fünf von Würzburg bis in die Heimat. Die V.I.P.-Loge auf der Hinterbank wird zur Grusel-Schnarch-Zombie-Ablage. Es existiert keine Cola mehr und kein genießbares Wasser mehr, nur der letzte Rotz des Tesco-Billig-Knallers. Um acht Uhr morgens schlagen wir in Bilstein auf, nutzen die abendländischen sanitären Anlagen und trinken einen echten Gourmet-Kaffee. Den ersten seit knapp zwei Wochen. In Episoden geht es nach Altenhundem, Dorlar und Fredeburg, wo die wackeren Kreuzfahrer in einen tiefen und traumlosen Schlaf fallen.
...Keine süßen Träume. Nur tiefer Schlaf, nach fast 30 Stunden Rumgejökel durch halb Europa ....

Ende